Der vom Kalksteinmassiv der Pollauer Berge (Pálava) überragte Landstrich zählt sicher zu den bekanntesten und beliebtesten Ausflugsgegenden Mährens. Natürliches Zentrum dieser Region ist Mikulov, aber auch zahlreiche weitere Orte besitzen ausgezeichnete Weinlagen. Eine wichtige Stellung hat Valtice, und so beginnen wir unseren Ausflug gerade hier.
Die Inspiration für dieses Weingut schöpfte man aus der Antike, um den Bau zu einem organischen Bestandteil der umgebenden Kulturlandschaft von Lednice und Valtice werden zu lassen. Das Duo Bainar vom AiD team verband den Neubau visuell wie von der Grundidee her mit Valtice, der Kolonnade Reistna und dem Panorama der Pollauer Berge. Das Ensemble ist mit der Landschaft verwachsen, als hätte es schon seit ältesten Zeiten hier gestanden. Ein minimalistisches Stahlbetonskelett, eine Betonplatte, die von drei Pfeilerreihen getragen wird – nichts wirkt störend, der sichtbare Teil des Baus ragt nur unwesentlich über die Weinberge hinaus. Die meisten Gebäudeteile sind in den Boden eingelassen, die erste Geige spielt hier der atemberaubende Ausblick über die Weinberge vom verglasten Obergeschoss des Pavillons. Gerade hier werden Sie bei einer Verkostung die Weine des Hauses ebenso wie das Panorama genießen. Stein und Eichenholz werden durch reine Materialien wie Glas, Beton oder Cortenstahl ergänzt, die auf natürliche Weise zusammen mit ihrer Umgebung altern. Die hohen Decken verstärken den grandiosen Eindruck, dennoch wirkt das Interieur behaglich dank warmen Farben von Beige bis Braun, dem Holzboden und den hölzernen Intarsien an der Decke, einem Werk der Künstlerin Natalie Perkof, das an die Barockdecke des Schlosses in Valtice erinnern soll.
In der Stadt Valtice, auf dem Weg zum Aussichtspunkt und zur Reistenkolonnade, befindet sich Vinařská stodola (Weinscheune). Und es ist nicht irgendeine Scheune! Diese einzigartige Weinstube im rustikalen Stil steht neben dem Areal von Chateau Valtice und ihr Aussehen trügt ein bisschen. Im Souterrain verbirgt sich ein Weintempel mit einer Rotunde, der nach dem Vorbild eines der ältesten antiken Tempel – Pantheon in Rom – gebaut wurde. Die Autoren nutzten die traditionellen Baumaterialien (alte gebrannte Ziegel, Holz, Schmiedeelemente) und die traditionellen Baumethoden (Gewölbe und handgespritzte Fassade) aus. Die gelungene Revitalisierung des gesamten Geländes ist noch von einer angenehmen Ruhezone im Freien ergänzt. Der Platz mit einem beleuchteten Brunnen erinnert an den Stil historischer Plätze in den beliebten europäischen Städten, die gepflasterten Muster aus hellen und dunklen Pflastersteinen sind auch im Zentrum von Prag oder Wien zu finden. Das vom Architekturbüro M2AI entworfene Gebäude wurde 2017 fertiggestellt und in demselben Jahr wurde es mit dem Sonderpreis im Wettbewerb „Bau der Region Südmähren“ ausgezeichnet.
Das Weingut Gotberg oberhalb von Popice, ausgezeichnet als bester Industriebau im Kreis Südmähren 2009, lockt mit Prädikatsweinen und dem Blick über die Pollauer Berge von der offenen Terrasse aus. In den Kellerräumen finden kommentierte Weinproben statt. Der Degustationsraum mit dem Namen Diamant wirkt wie aus einem Hollywood-Film, der in einer fernen Zukunft spielt. Die Projektanten von Bukolsky architekti haben Architektur und Landschaft harmonisch verknüpft und den Bau in einen Hang eingebettet, der ihn teils überdeckt. Der neuzeitlich gestaltete Winzerhof folgt durchaus einer traditionellen Konfiguration. Das Exterieur überrascht durch seine futuristische Gestaltung. Der Produktionsbereich findet sich traditionell im Souterrain und ist mit Beton-Sandwichplatten verkleidet, das begrünte Dach ist begehbar. Die Architekten spielten mit dem Kontrast zwischen anheimelndem Holz und schroffem Beton. Die sichtbaren Konstruktionselemente des Holzbaus folgen in ihrer Rhythmik den umgebenden Rebreihen. Für Weinpräsentationen dient der Gewölberaum im Herzen des Gebäudeensembles. Dieser stellt eine Reminiszenz an die traditionelle Form eines Weinkellers dar, jedoch in ultramoderner Ausführung mit einem Gewölbe aus Stahlbeton-Vielecken, die an die Facetten eines geschliffenen Diamanten erinnern.
Mit ähnlich modernem Schwung kann auch das ebenfalls bei Popice inmitten der Weinberge gelegene Weingut Sonberk aufwarten. Architekt Josef Pleskot (AP Atelier) berücksichtigte die umgebende Landschaft ebenso wie die Geschichte des Ortes, bei seiner Entwurfsarbeit war auch der Kellermeister beteiligt. Das Ergebnis ist ein aus der Ferne unauffälliges, „liegendes“ Gebäude, welches mit jedem Schritt wächst, den man sich ihm nähert. Schon die breite Zugangstreppe verkündet die Offenheit und Gastfreundlichkeit des Winzerhauses und lädt zu einem Besuch. Der in den Boden eingelassene Produktionsbereich aus Beton hilft dabei, natürliche Temperaturverhältnisse zu schaffen. Wie vom Kellermeister vorgeschlagen, werden die Trauben von hinten her im oberen Teil angeliefert und gelangen nur durch die Schwerkraft nach unten. Auch der Raum zum Trocknen der Trauben für Strohwein wurde nach den Wünschen des Kellermeisters entworfen – die gewellte Dachhaut sorgt nicht nur für ein weiches Licht, sondern lässt auch die Luft herein, so dass die Trauben darunter auf hölzernen Rahmen perfekt trocknen. Das beherrschende Dach kopiert die Bewegung der Wellen auf den nahen Stauseen von Nové Mlýny.
Das gemütliche Weingut Kolby hat man sehr behutsam in die umgebende Natur eingefügt. Die Inhaber der Weingüter Kolby und Reisten sind übrigens Geschwister. Im Verlauf des Jahres 2023 wurde hier nach Entwürfen des Ateliers ORA ein Trockenlager fertiggestellt, in den rekonstruierten Räumlichkeiten entstand eine Vinothek. Der ursprüngliche Bau wurde mit dem Anbau durch eine vorgesetzte Stahl- und Holzkonstruktion vereinigt, die künftig einmal ganz mit Wildem Wein bewachsen sein wird. Die Weinbar verfügt über eine große Terrasse, Verkostungen finden im Gewölbekeller statt. Das Lager liegt teilweise unter dem Geländeniveau. Ab dem nächsten Jahr wird man hier auch in netten kleinen Hütten übernachten können (eher Glamping als Tramping), und geplant ist auch die Renovierung des benachbarten Schlosses.
Auch in diesem Weingut können Sie bei einem edlen Tropfen die Aussicht auf die Talsperre Nové Mlýny genießen. Das Atelier ORA aus Znojmo hat eine ehemalige Lagerhalle in Pavlov in eine Weinbar verwandelt. Der einfache Bau mit seinem Satteldach lässt die raffiniert gestaltete Einrichtung umso stärker hervortreten. Bei ORA setzte man auf natürliche Materialien und ein speziell entworfenes Designermobiliar mit Motiven aus der Welt des Weinbaus. Die Bar und die große Terrasse für Weinverkostungen wurden durch bis zum Boden reichende Fenster miteinander verbunden. Das Interieur wurde bewusst einfach gehalten, um nicht von den Höhepunkten in der umgebenden Landschaft abzulenken. Und von denen gibt es hier einige – die schon genannte Wasserfläche, die weitläufigen Weinberge und vor allem die bekannte Burgruine Děvičky, das Ziel der meisten Ausflügler in dieser Gegend.
Das Gebäude dieses Weinguts in Pavlov mit dem lustigen Namen Přátelé Pavlova (die Freunde Pavlovs) steht wiederum inmitten der Weinreben. Der Entwurf des Ateliers Štěpán wirkt wie eine spartanisch schlichte Scheune in ultranatürlicher Form mit einem begrünten Flachdach. Beim Bau wurde wo nur irgend möglich eine enge Auswahl an örtlichen Rohstoffen verwendet. Dabei dominieren zwei Materialien – gegossener Stahlbeton für die Außenwände und Holz für die Dachkonstruktion. Im Innern sorgt die Kombination des strengen grauen Betons mit dem markanten Holzton für spannende Kontraste. Architekt Štěpán respektierte die Lage im Landschaftsschutzgebiet Pálava und wählte daher eine geringe Bauhöhe und ein mäßig geneigtes Dach, das gekonnt den Landschaftsverlauf kopiert. Von der Drohne oder den Pollauer Bergen aus gesehen wirkt der Bau nicht wie die Faust aufs Auge – er passt sich der Vegetation und verschmilzt mit der Landschaft. Aus dem Fenster des Degustationsraums (Besuche bitte vorher vereinbaren) fällt der Blick auf die Silhouette der Burgruine Děvičky, von anderen Stellen aus wiederum auf die Wasserfläche der Stauseen von Nové Mlýny.
Bei Ihrer Architekturreise zu den modernen Weingütern wird Ihnen früher oder später der Magen zu knurren beginnen. In Valtice sind Sie da im Restaurant Zlatá terasa oder im Café Hostina an der richtigen Adresse. In Mikulov wiederum können wir Ihnen das Kuk Bistro, Pedro’s Streetfood Bistro oder an Gaststätten Víno Šílová oder Vican Wine empfehlen.
In Valtice das opulente Schloss mit seinem Park, einen Kräutergarten, unter dem Schloss mehrere hundert Meter an unteririschen Gängen (die auch wieder etwas mit dem Wein zu tun haben), und wenn Sie oberhalb der Stadt an der Kolonnade Reistna vorkommen, dann absolvieren Sie wenigstens eine kurze Runde auf dem Barfußpfad. Oder sind Sie mit dem Fahrrad unterwegs? Dann können Sie hinter Sedlec eine Pause beim Lustschloss Portz machen, wo im Sommer ein Bistro auf Sie wartet. Südöstlich von Mikulov können Sie sich davon überzeugen, wie die Renovierung der barocken Ziegelbrücke zur Portz-Insel gelungen ist. Auf dem Weg über die Pollauer Berge stoßen Sie auf weitere interessante Ziele – die Turold-Höhle oder das Naturdenkmal Kočičí skála bei Mikulov, die Burgruinen Sirotčí hrádek bei Klentnice und Děvičky hoch über Pavlov, den architektonisch hervorragend gestalteten Archeopark in Pavlov oder die vielfältigen Möglichkeiten für Sport und Erholung an der Talsperre Nové Mlýny. Die letzte Etappe von Popice bis Pouzdřany schaffen Sie so wie wir zu Fuß? Dann empfehlen wir Ihnen einen Abstecher zum Zusammenfluss von Jihlava und Svratka, bevor sie sich in den Stausee ergießen (hier gibt es auch schöne kleine Radwege). Auf der anderen Seite überqueren Sie dann das Steppengebiet von Pouzdřany und genießen den Blick auf die Pollauer Berge, bevor es über Popice und Gotberg/Sonberk weitergeht.
Genug Theorie. Kommen Sie und entdecken Sie Südmähren auf eigene Faust.
Bei diesem Ausflug werden Sie die architektonischen Highlights besuchen, die von Winzern in den letzten Jahren in den Weinbaugebieten Mikulov und Velké Pavlovice errichtet wurden. Ihre Begleiterin ist Eliška Hudcová, die sich für Reisen, Architektur und Design begeistert. Eliška ist durch ihren Instagram-Account @timetofit bekannt und hat für Ausflügler eine App mit dem Namen Placehunter erdacht.
Die Mährische Slowakei ist das südöstlichste Weinbaugebiet unseres Landes, und auch hier sind allerlei moderne Weingüter aus dem Boden gewachsen! Nicht nur diese, sondern auch weitere Schätze dieses pittoresken Landstrichs hat eine sympathische Digitalkünstlerin aus der Slowakei entdeckt – Ivanka Antal. Unterwegs haben wir auch noch die Region Velké Pavlovice mitgenommen… Kommen Sie doch einfach mit und schauen Sie selbst!
Brauchen Sie einen Tipp für einen Ausflug, bei dem Sie alle Ihre Sinne verwöhnen können? Machen Sie sich auf zu Orten, wo man Wein umgeben von bestechender Architektur und Design genießen kann. Die Region Znojmo kann nicht nur mit unberührter Natur, sondern auch mit originellen modernen Bauten aufwarten. Wir haben unseren Ausflug zusammen mit Krista geplant, die hinter dem Account und der App „Fantastische Orte in Tschechien“ steht.
Znojmo wurde bereits im 13. Jahrhundert zur Königsstadt erhoben. Dies war einer der Gründe dafür, dass die Stadt eine jahrhundertelange Blüte erlebte und hier heute wie in einem Lehrbuch alle Baustile von der Romanik bin hin zum modernen Brutalismus zu finden sind – um sie zu erleben, genügt es, einen Spaziergang durch die Stadt zu unternehmen. Hier wollen wir uns nun vor allem den in den letzten Jahren entstandenen Tempeln des Weins widmen…
Im Juni 1971, im revolutionären Frankreich, versuchte der König Ludwig XVI. zusammen mit seiner Familie aus Frankreich in die sogenannten Österreichischen Niederlande zu fliehen. Er wurde in der Stadt Varennes verhaftet, nach Paris zurückgebracht und praktisch interniert.
Ein Picknick oder auch eine Übernachtung zwischen Weinreben, mediterranes Flair und ein Gläschen funkelnden Weins? Packen Sie gute Laune und Lust zum Entdecken und Probieren ein, und auf in den Süden!